Seit drei Tagen sind alle Augen der Welt auf Zermatt gerichtet und sie (die ganze Welt) hält den Atem an. Seit am Gipfel des Matterhorns grosse Risse entdeckt wurden, gibt es keinen Nachrichtensender, der nicht ein Team in die Schweiz geschickt hat, um live aus Zermatt zu berichten. Webcams wurden aufgestellt und Experten aus aller Welt werden eingeflogen und zugeschaltet, um das Risiko zu beurteilen.
Das Risiko nämlich, dass ein Teil der Spitze des Matterhorns abbrechen und ins Tal donnern könnte. Es existieren Szenarien, die voraussagen, dass der ganze, diese markante Nase bildende Teil abbrechen könnte und danach bloss eine ganz gewöhnliche Spitze übrig bleiben würde.
Die Behörden haben versucht, das Dorf zu evakuieren. Viele sind gegangen, aber ebenso haben sich Bergsteiger aus der ganzen Welt eingefunden, die auf jeden Fall den Berg noch besteigen wollten, solange die Spitze intakt ist. Ebenso viele haben sich eingefunden, die die ersten sein wollen, den Berg ohne dies Nase zu besteigen. Selbstredend sind alle Hotels und Hütten in der höher gelegenen Umgebung zu horrenden Preisen ausgebucht.
Auch X ist in Aufregung, kaum jemand der etwas auf sich hält, der sich nicht dazu geäussert hat. Greta hat gepostet, dass sie hoffe, dass nun die Hinterste und der Letzte erkannt hat, dass es das Klima zu schützen gelte. Verantwortlich für den Abbruch (wenn der den kommen sollte) sie nämlich einzig und alleine die Klimaveränderung. Donald Trump liess sich – allerdings auf Truth – vernehmen, dass dies verdeutliche, wie brüchig das Schweizer Erfolgsmodell sei und in den USA so was nie passieren könnte.
Einzig der Schweizerische Bundesrat liess sich Zeit. Erst als ein Aufschrei durch die Schweizer Bevölkerung ging, weil die nationale Identität durch ein beschädigtes Matterhorn gefährdet wäre, begann er, einen nationalen Krisenstab zu bilden.
An Lösungsvorschlägen, die ebenfalls über alle erdenklichen Plattformen feilgeboten werden, mangelt es nicht. Ein Hersteller von Seilbahnkabeln schlägt vor, die Spitze mit Drahtseilen zu umspannen und den abbruchgefährdeten Teil mit dem stabilen Teil zu verbinden. Ein weltbekannter Bauklebstoffhersteller hat angeboten, zwanzig Tonnen Spezialklebstoff kostenlos zur Verfügung zu stellen, um den abbruchgefährdeten Teil am festen Teil anzukleben. Elon Musk möchte seine Satelliten zur Verfügung stellen, um die Matterhornspitze aus dem Weltraum zu überwachen. Die katholische Kirche, die im Wallis stark vertreten ist, hat den Papst gebeten aus Rom anzureisen und Gebete zu sprechen, damit Gott das Tal (und die Tourismusindustrie) vor einer Katastrophe bewahren möge.
Einige Stimmen fordern, die Spitze gezielt abzusprengen. Das würde das Risiko langfristig unter Kontrolle bringen. Es hätte zusätzlich den kurzfristig positiven Effekt, dass die Aufmerksamkeit am Berg bleiben würde, denn da sich seit drei Tagen nichts wirklich berichtenswertes ereignet hat, sprechen einige Delegationen bereits davon, wieder abzureisen.
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