Ich habe Schrödinger nie verstanden. Warum diese Katze? Das funktioniert für mich nicht, lieber stelle ich mir vor, ich erwachte kurz aus dem Schlaf, habe aber keine Ahnung, welche Uhrzeit es ist. Es könnte erst Mitternacht sein und es bleiben mir noch sechs Stunden Schlaf. Oder es ist bereits fünf Uhr dreissig und ich muss nächstens raus aus dem Bett. Habe ich noch sechs Stunden, gelingt es problemlos, wieder einzuschlafen. Bleibt jedoch nur noch eine halbe Stunde, wird mich möglicherweise die Frage wachhalten, ob sich nochmals einzuschlafen und mich durch den Wecker wecken zu lassen lohnt oder ob ich nicht besser gleich aufstehe und früher zur Arbeit gehe. Wenn ich sicher sein könnte, dass ich gleich wieder einschlafe, dann wäre die halbe Stunde eine willkommene. Da ich aber nicht weiß, ob es bis zum Einschlafen nur eine Minute oder vielleicht doch fünfzehn Minuten dauert, ist die Frage knifflig. Solange ich nicht auf die Leuchtziffern des Weckers geschaut habe, sind beide (und noch viele mehr) Realitäten denkbar. Ich kann mir sogar eine aussuchen. Ich kann mir vorstellen, es sei erst Mitternacht und mich entsprechend einstellen, auch wenn es bereits fünf Minuten vor sechs ist, denn ich weiss es ja nicht. Wenn ich befürchte, es könnte bereits fünf Uhr sein, ich aber gerne noch eine Stunde ruhig schlafen möchte, kann ich annehmen, es sei erst ein Uhr, in der Hoffnung, dass mir das Wiedereinschlafen so besser gelingt. Auch das funktioniert. Alles ist möglich. Ich kann mich entscheiden, auf die Leuchtziffern zu schauen und genau zu wissen, wieviel Zeit mir bleibt oder ich kann auch drauf verzichten. Wenn ich mich aber entscheide, die Leuchtziffern zu konsultieren, dann existiert ab dann nur noch eine Realität. Wobei, es besteht immer noch die Möglichkeit, dass der Wecke defekt und die Zeiger stehen geblieben sind und da kann Schrödingers Katze nicht mithalten.
Schrödingers Katze
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