Schon seit einiger Zeit mache ich mir Sorgen um den Zustand der Geisterjägerei. Die Nachrichten, die uns aus der Presse regelmässig erreichen, stimmen nicht gerade zuversichtlich. Früher waren die Informationen, die aus dem Corps an die Öffentlichkeit gelangten spärlich und wenn, dann waren sie äusserst positiv.
Insbesondere scheint es Rekrutierungsprobleme zu geben, wobei die Ursachen dafür nicht klar zu sein scheinen. Einerseits wird vermutet, dass immer weniger junge Leute, sich den Strapazen, denen man während dem Dienst als Geisterjäger ausgesetzt ist, gewachsen sehen. Andererseits gibt es Stimmen, die den Sinn der Geisterjägerei in Frage stellen.
Zu meiner Zeit als Geisterjäger war es eine grosse Ehre, als Geisterjäger zu dienen. Das Auswahlverfahren war äusserst streng und nur die Besten wurden aufgenommen. Und ich wüsste von niemandem, der die Aufnahme geschafft hatte, ohne vorgängig die gängigen Vorbereitungskurse absolviert zu haben.
Die dann folgende Ausbildung war sehr streng. Oft wurde einem das Äusserste abverlangt. Man musste sich zum Beispiel die Fähigkeit antrainieren, sich in einen Tranchezustand zu versetzen, in dem man fünf Tage überleben konnte, ohne Nahrung zu sich zu nehmen oder zu schlafen. Denn es war eine der Grundstrategien Geistern aufzulauern und die gängige Lehrmeinung war, dass wenn ein Ort von Geistern bevölkert wurde, diese auch mindestens einmal in fünf Tagen auftauchen würden.
Die Eigenschaften, Fähigkeiten und vor allem der Durchhaltewille, welche den Geisterjägern eigen ist, empfahl sie nach dem Austritt aus ihrem Dienst auch für andere anspruchsvolle Aufgaben. Viele wechselten in den Staatsdienst, wo sie oft ehrenvoll hohe Ämter bekleideten. Dies verschaffte der Geisterjägerei eine exzellente Reputation. Das hohe Ansehen, dass ehemalige Geisterjäger genossen, verankerte die Geisterjägerei fest in den Zukunftsträumen der Jugend.
Niemand weiss wohl genau, was sich wann genau verändert hat. Aber bestimmt hat die Geisterforschung das ihre dazu beigetragen. Lange Zeit hat die Geisterforschung darin bestanden, aus alten Quellen das Wissen über Geister zu systematisieren und zu erweitern. Vor etwa zwanzig Jahren begann dann aber ein Zweig von jungen Forschern darauf zu bestehen, nur aktuelles und nachprüfbares Auftreten von Geistern in der Forschung zu verwenden. Seither wird immer offener daran gezweifelt, ob Geister wirklich existieren. Zwar gab es immer wieder Berichte von geisterhaften Erscheinungen, wollte man dann aber vor Ort die Existenz von Geistern belegen und analysieren, gelang dies nur in wenigen Fällen. Und es wird vereinzelt spekuliert, diese Fälle basierten auf gefälschten Aufzeichnungen. Mit dem Zweifel an der Existenz der Geister, wird natürlich auch die Existenzberechtigung der Geisterjägerei in Frage gestellt. Man verkennt dabei, dass es ja gerade der Geisterjägerei zu verdanken ist, dass das Auftreten von Geistern sehr selten geworden ist.
Die mehr und mehr offen geäusserten Zweifel schlugen sich auch auf die Finanzierungssituation des Corps nieder. Das stellte die oberste Geisterjägerführung vor schwierige Entscheide. Auf der einen Seite wollte man persönliche Ausrüstungsgegenstände anschaffen, welche den Dienst angenehmer und weniger strapaziös gestalten sollte. So war geplant, beheizte Schlafsäcke anzuschaffen, damit das mehrtägige Ausharren bei kalter Witterung angenehmer würde. Auch wollte man die Dienstbekleidung der gängigen Mode angleichen. Beide Massnahmen hatten zum Ziel, den Dienst attraktiver zu gestalten. Auf der anderen Seite musste bei der Kernausrüstung Abstriche gemacht werden. So wurde auf eine billigere Serie von Silberkreuze gewechselt. Die bis anhin verwendeten Kreuze waren aus Silber aus den heiligen Minen von Armaria gefertigt und wurden dann während einem Jahr täglich 13 Mal mit geweihtem Wasser zur Härtung besprüht. Vor allem dieser arbeitsintensive Prozess machte die Kreuze teuer. Mit dem Wechsel auf Kreuze, welche nur gerade 24 Stunden ins geweihte Wasser getaucht wurden, konnten die Kosten trotz den Mehrausgaben bei der persönlichen Ausrüstung gesenkt werden. Zwar gab es innerhalb und ausserhalb des Corps Stimmen, die warnten, dass diese Kreuze weniger effektiv wirken würden bei der Abwehr von Geistern. Da dies aber schwer zu belegen war, wurde trotz Kritik an den billigeren Kreuzen festgehalten.
Trotz den Anstrengungen, den Dienst angenehmer und attraktiver zu gestalten, ist das Interesse weiter rückläufig. Anfänglich konnte durch ein Senken der Anforderungen neue Bewerber angezogen werden. Man musste dann aber erkennen, dass sich dies negativ auf die Motivation der Besten auswirkte und es wurde dann davon wieder abgesehen. Der rückläufige Trend erfüllt mich mit Besorgnis, denn ohne einen starken Nachwuchs wird das Corps so quasi von innen heraus zerfallen.
Über Generationen war die Geisterjägerei ein integraler Bestandteil unserer Gesellschaft und Kultur und ich frage mich, was passiert, wenn uns dieses Element verloren geht.
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