Ich habe mich entschieden, mir den Arsch wieder selber zu wischen. Theoretisch kann ich der Ökonomik des Arschwischen selbstverständlich folgen. Es macht Sinn, dass ich mich auf meine Kernkompetenzen konzentriere und alle anderen Aufgaben delegiere. Die Wertschöpfung, die ich generiere während ich an einem neuen Produktdesign brüte, ist ohne Frage höher, als wenn ich meinen eigenen Arsch wische. Nicht jeder verfügt über meine Kreativität, während jeder Ärsche wischen kann. So müsste ich auch beim Scheissen mit meiner Tätigkeit genügend Wert schöpfen, um mir mein Geld zu verdienen und daneben auch noch einem Arschwischer, der sonst keine Chance auf ein Auskommen hat, einen Job zu sichern.
Diese ökonomische Argumentation hatte mich dazu bewogen, mit der Zeit zu gehen und meine Lebensgewohnheiten entsprechend zu adaptieren. Praktisch haben sich die Vorteile für mich aber als illusorisch erwiesen. Einerseits konnte ich mich während dem Scheissen nicht auf die Arbeit konzentrieren. Wie soll man kreative Ideen wälzen, wenn man weiss, dass unter einem jemand darauf wartet, dass ein nächster Stulabgang stattfindet, um einem sofort den Arsch wieder sauber zu wischen. Auch der Gedanke an den Konstruktionsaufwand, den es braucht, damit unter der Toilette Raum bleibt, wo sich jemand aufhalten und bewegen kann. Oder die komplizierte Anordnung von Kameras, die nötig ist, damit der Arschwischer auch genau sieht, ob er alles erwischt hat, empfand ich zunehmend als bizarr.
Zum alten System zurückzukehren, war nicht ganz einfach. Klassische, alte Toilettenschüsseln liessen sich kaum mehr finden. Die nötigen Wasser- und Abwasseranschlüsse anzubringen, erforderte erheblichen Spezialaufwand und kostete ein Vermögen. Das gute alte Toilettenpapier muss ich mir aus dem Ausland liefern lassen und meine Freunde betrachten mich kopfschüttelnd als nostalgische Spinner. Das ist mir zwar nicht ganz egal, aber dafür fühle ich mich wieder als Mensch. Unbeobachtet scheissen zu können, ist ein Privileg, das ich schätzen gelernt habe.
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